Gusseisenteekannen aus Japan – Handwerkskunst mit Seele
- mzumsteg

- 1. Nov.
- 3 Min. Lesezeit
Warum sind japanische Gusseisenteekannen so beliebt? Entdecke, wie sie gefertigt werden, was sie von industriellen Modellen unterscheidet und warum Teeliebhaber auf der ganzen Welt ihren besonderen Charme schätzen.
Die Magie des handgefertigten Eisenkessels
Ein traditioneller Gusseisenkessel ist weit mehr als nur ein Gebrauchsgegenstand. Seit Jahrhunderten giessen japanische Kunsthandwerker flüssiges Eisen in handgefertigte Formen, um daraus einzigartige Kessel zu schaffen. Nachdem das Eisen erstarrt ist, beginnt die aufwendige Feinarbeit – das Herauslösen und Hämmern der Form, bis jedes Detail perfekt ist.
Was zunächst schlicht klingt – ein Gefäss zum Wasserkochen – entpuppt sich als Kunstwerk. Während industrielle Modelle schon für 20 Dollar zu haben sind, kann ein handgefertigter japanischer Eisenkessel leicht über 300 Dollar kosten. Doch der Preis spiegelt nicht Luxus, sondern Hingabe, Erfahrung und jahrhundertealte Tradition wider.
Ursprung in der Präfektur Iwate
In der japanischen Präfektur Iwate werden diese Eisenkessel seit Generationen hergestellt. Einer der bekanntesten Meister ist Nobufumiya, der die Werkstatt Kamasada leitet – ein Familienbetrieb, den bereits sein Grossvater gegründet hat.

Jeder neue Kessel beginnt mit einer Skizze und erfordert zwei bis drei Jahre Entwicklungszeit. Nobufumiya sagt selbst:
„Ich fertige nur, was schön ist und Bestand hat. Etwas, das zwar verkauft wird, aber keinen Charakter hat, mache ich nicht.“
Die Kunst des Gusses
Bevor das Eisen geschmolzen wird, entsteht die Gussform – das Herzstück jedes Kessels. Sie besteht aus drei Teilen, die eine präzise Öffnung bilden, durch die das flüssige Eisen gegossen wird. Der Abstand zwischen Innen- und Aussenform beträgt nur etwa 2 Millimeter – absolute Präzision ist entscheidend.


Der innere Kern wird nach jedem Guss zerstört, die äussere Form kann ein bis zweimal wiederverwendet werden. Doch je häufiger, desto mehr leidet die Qualität. Deshalb gilt: Je seltener die Form, desto reiner das Metall – und desto hochwertiger der Kessel.
Etwa 70 Prozent der Arbeit entfallen allein auf die Herstellung der Form. Das bekannteste Merkmal dieser Handwerkskunst ist das Arare-Muster – eine feine, unregelmässige Struktur aus rund 2000 kleinen Punkten, die einzeln von Hand aufgebracht werden. Dieses Muster verleiht jeder Gusseisenteekanne ihren unverwechselbaren Charakter.

Handarbeit unter Spannung
Beim eigentlichen Giessen entsteht höchste Konzentration. Der Handwerker streut Holzkohlenstaub über den Formkern, damit sich das Eisen später leichter löst. Dann wird das flüssige Eisen vorsichtig eingefüllt – ein gefährlicher und körperlich fordernder Moment. Erst nach dem Abkühlen zeigt sich, ob alles gelungen ist. Ein kleiner Fehler, und Tage an Arbeit wären verloren.

Veredelung ohne Emaillierung
Im Gegensatz zu modernen Kesseln haben traditionelle Modelle keine emaillierte Innenseite. Stattdessen wird das Eisen auf etwa 900 Grad Celsius erhitzt, wodurch sich eine natürliche Oxidschicht bildet. Diese schützt vor Rost und verleiht dem Wasser einen einzigartigen, milden Geschmack.
Die Aussenseite wird abschliessend mit Lack beschichtet und erhitzt, um die Farbe zu fixieren. Dieser letzte Arbeitsschritt verlangt Fingerspitzengefühl und Erfahrung – jede Farbnuance kann variieren. Das Ergebnis: ein Unikat, das Funktionalität und Ästhetik vereint.

Der Geist des Wabi-Sabi
Das Design dieser Kessel verkörpert das japanische Prinzip Wabi-Sabi – die Schönheit des Unvollkommenen und die Wertschätzung des Einfachen. Nobufumiya sagt:
„Wenn man nichts Interessantes schafft, kann man auch nichts Gutes schaffen.“
Die meisten Kessel aus der Werkstatt Kamasada kosten zwischen 300 und 400 Dollar, einige sogar bis zu 2.000 Dollar. Trotz des hohen Preises schätzen Liebhaber weltweit die handwerkliche Präzision, das zeitlose Design und die besondere Ausstrahlung dieser Gefässe.
Tradition trifft Moderne
Im 17. und 18. Jahrhundert waren Eisenkessel in Japan weit verbreitet und wurden bei Teezeremonien verwendet. Nach dem Zweiten Weltkrieg verdrängten günstigere, industriell gefertigte Alternativen die traditionelle Herstellung. Heute jedoch erleben Gusseisenteekannen ein Revival – befeuert durch das wachsende Interesse an nachhaltiger Qualität und japanischer Handwerkskunst.

Leider lockt der Trend auch Nachahmer an. Viele preiswerte Modelle imitieren das Arare-Muster, werden jedoch ausserhalb Japans gefertigt und besitzen meist eine emaillierte Innenseite. Kenner erkennen den Unterschied: Nur das blanke Eisen sorgt für das authentische Geschmackserlebnis und das typische, leicht mineralische Wasser.
Mehr als nur ein Teegefäss
Für viele Teeliebhaber ist eine japanische Gusseisenteekanne kein reines Küchengerät, sondern ein Stück Kultur. Sie verbindet Vergangenheit und Gegenwart, Handwerk und Meditation.

Wie Nobufumiya sagt:
„Ich möchte diese Kunst an die nächste Generation weitergeben.“
Vielleicht ist genau das der wahre Wert dieser Kessel – nicht ihr Preis, sondern die Achtsamkeit, die in jedem Arbeitsschritt steckt.
Hier das Video zum Text:
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