Erlebnisse einer Lebensmittelkontrolle. Im August 2022 wurde mein Betrieb durch einen Lebensmittel-Inspektor vom Kantonalen Labor Zürich kontrolliert. Hier die Ausgangslage, Prüfungsablauf und -Resultat, sowie meine "Lessons Learned".

Ausgangslage der Lebensmittelkontrolle
Da ich neben den Teekannen und Grüntee-Zubehör auch Tee, also Lebensmittel verkaufe, hatte ich meinen Betrieb im Dezember 2021 als mit Lebensmittel handelnder Betrieb im Kanton Zürich angemeldet (Kategorie: C401 - Versandhandelsbetrieb). Die Anmeldung kann man auf folgender Webseite durchführen: https://www.zh.ch/de/gesundheitsdirektion/kantonales-labor.html
Am 12. Juli 2022 wurde ich dann von einem Mitarbeiter vom Kantonalen Labor Zürich angeschrieben mit der Bitte, ich solle ihm Terminvorschläge machen, damit er in meinem Betrieb eine kurze Lebensmittelkontrolle durchführen könne.
Prüfungsablauf
Am 5. August 2022 war es dann so weit. Der freundliche Mitarbeiter hat mich besucht. Als Vorbereitung hatte er schon diverse Sachen überprüft (Firmendaten, Webseiten-Inhalt etc.). Der Inspekteur hatte dann diverse Fragen gestellt, wie zum Beispiel:
Wie ich rückverfolgen könne, welche Lieferung von Produkt X (und welcher Lotnummer) an welche Kunden gegangen ist. Dies ist wichtig, damit man bei allfälligen Rückrufaktionen etc. die entsprechenden Kunden direkt informieren kann.
Ob ich meine Produkte einer Laborprüfung unterzogen habe oder entsprechende Prüfberichte habe.
Ob ich Zusätze wie Bio oder organic verwendet und wo und wie
Ob ich in der Schweiz Bio-Zertifiziert sei
Gibt es Orte (online und offline), wo ich meine Tees oder auch Grüntee im Allgemeinen als gesundheitsfördernd oder so bewerbe oder entsprechende Artikel in meinem Blog hätte.
Wo ich meinen Tee beziehe (Firma, Land)? Ob direkt vom Produzenten oder Zwischenhändler?
Ob ich den Betrieb vor Ort besichtigt hätte.
Wie der Betrieb aufgestellt und zertifiziert ist und arbeitet (z.B. ob er seine Ware laufend überprüft etc.)
Der Lebensmittel-Inspekteur hat auch überprüft, ob meine Produkte gesetzeskonform angeschrieben sind und wie und wo ich die Produkte gelagert habe.
Wie er mir auch sagte, wird es dann im nächsten Jahr wieder eine Kontrolle geben, aber durch einen anderen Inspekteur.
Zusätzlich hatte er natürlich noch einiges mehr gefragt und überprüft, aber wollte einen kurzen Einblick geben, wie so etwas ablaufen könnte. Die ganze Überprüfung vor Ort hat ca. 30-45 Minuten gedauert.
Prüfresultat
Ich konnte ihm die meisten Fragen zufriedenstellend beantworten oder die gewünschten Unterlagen liefern.
Er hatte mir schon mündlich gesagt, dass alles in Ordnung sei, er aber noch überprüfen müsse, ob ich die Zusätze bio und organic weiterhin benutzen dürfe oder mich dafür zertifizieren müsse. Er war da nicht 100% sicher, nachdem ich ihm gesagt habe, dass meine Produzenten nach "JAS Certified Organic" zertifiziert sind, ich jedoch selber nicht. Aus meiner Sicht sollte dies ausreichen, da ich die Produkte ja bereits vom Produzenten in Japan abgepackt werden und ich diese nur noch deutsch beschrifte. Ich öffne diese nur, wenn ich den Tee selber konsumiere (was ich täglich mache).
Ich hatte dann noch am selben Tag den Inspektionsbericht per PDF erhalten. Im Bericht stand Folgendes:
Kontrollierte Bereiche: Selbstkontrollkonzept (Betriebsbeschrieb, Wareneingang, Temperaturüberwachungs- und Reinigungsdokumente, Kennzeichnung, Economat, Kühleinrichtungen, Tiefkühleinrichtungen, Personaltoilette, Personalgarderobe
Befund: In den kontrollierten Bereichen wurden keine lebensmittelrechtlich relevanten Abweichungen
festgestellt.
Einen Tag später hat er mir dann freundlicherweise noch per E-Mail mitgeteilt, dass ich die Zusätze bio und organic nur verwenden darf, wenn ich meinen Betrieb bei einer Schweizer Zertifizierungsstelle (z.B. bio.inspecta) überprüfen und zertifizieren würde. Es reicht nicht, dass meine japanischen Produzenten nach JONAS die Zertifizierung "Organic certification by JONA" haben oder entsprechende Prüfberichte der Produkte (Stichproben, dass z.B. keine Spuren von Pestiziden oder anderen Schadstoffen vorhanden sind) hätten.
Lessons Learned / Konsequenzen
Es ist für mich beruhigend zu wissen, dass es der Kanton Zürich sehr genau nimmt und alle Lebensmittelbetriebe jährlich überprüft. Es geht ja schliesslich um unsere Gesundheit, welche es zu schützen gilt.
Die Überprüfung und der Austausch mit dem Lebensmittelkontrolleur war für mich sehr informativ und hat mir aufgezeigt, dass mein Betrieb auch in Sachen Lebensmittelverordnung gesetzeskonform ist.
Einziger Punkt, welchen ich sofort anpassen musste ist, die Wörter bio und organic entweder überall rauszunehmen (Produktenamen, -Beschreibungen, URLs, Produkte-Etiketten und -Fotos) oder die entsprechenden Produkte nicht mehr anzubieten, bis ich meinen Betrieb zertifiziert habe.
Da eine Zertifizierung für einen Betrieb meiner Grösse sich nicht rechnet, habe ich mich aktuell dafür entschieden, die Zusätze bio und organic überall zu entfernen. Diese Anpassungen habe ich per 7.8.2022 alle umgesetzt.
Es ist gut möglich, dass ich meinen Betrieb zu einem späteren Zeitpunkt zertifizieren werde, habe da überhaupt keine Bedenken, dass ich und meine Produkte dieser Überprüfung nicht standhalten sollten, aber im Moment macht dies keinen Sinn.
Damit ich die aktuellen Matcha-Dosen nicht nochmals neu anschreiben muss (müsste neue Etiketten produzieren lassen), habe ich deshalb die entsprechenden Wörter einfach mit einem schwarzen Stift durchgestrichen. Ich hoffe, die Kunden können diese pragmatische Lösung verstehen.
Somit kann ich weiterhin tollen Grüntee verkaufen, wenn auch nicht mehr als bio oder organic gekennzeichnet. Die Qualität vom Produkt bleibt jedoch die gleiche.
Update vom 20. August 2022
Ich habe mich unterdessen entschieden, keinen Grüntee mehr zu importieren und zu verkaufen. Den Onlineshop werde ich weiterführen, aber mich auf japanisches Grüntee-Zubehör (Matcha-Sets, -Schalen, -Bambusbesen, Teekannen, Tassen etc.) konzentrieren.
Die 2 aktuellen noch im Sortiment verbleibenden Grüntees werde ich noch weiter verkaufen, aber nachher keinen neuen mehr aufnehmen. Wie vom Lebensmittelinspektor gewünscht und für die Zukunft "empfohlen" sollte ich Prüfresultate von meinem japanischen Produzenten erhalten und am besten zusätzlich noch regelmässig selber Laboranalysen in der Schweiz durchführen.
Nach Anfrage von mir konnte mir mein Produzent leider diese von mir gewünschten Tests nicht liefern. Er hat zwar teilweise CoA (Certificate of Analysis) und eine unterschriebene Zusicherung seiner Anbauer, dass diese keine Chemikalien etc. benutzen, aber das reicht leider nicht aus für die Schweiz. Ich müsste diese Tees also bei jedem Import prüfen lassen (Kosten > 1000 CHF). Damit es sich rentieren würde, müsste ich viel grössere Mengen importieren, welche ich dann nicht genügend schnell verkaufen könnte, um frische Top-Ware bieten zu können. Da mir wichtig ist, frischen Tee anzubieten, kommt dies für mich nicht infrage.
Das andere Problem ist, dass mit den bio/organic-Auflagen, wie in diesem Artikel beschrieben. Auch da hätte ich Initialkosten von +- 1500 CHF und nachher hohe jährliche Kosten und Zeitaufwand für die Kontrollen.
Fazit: Ich werde privat weiterhin Tee bei diesem japanischen Produzenten beziehen, da ich 100 % von der Qualität überzeugt bin. Ich hatte selten einen so feinen und frischen Shincha konsumiert und auch der premium Matcha hat mich überzeugt. Den kommerziellen Weiterverkauf von Tee werde ich aber vorläufig einstellen, resp. nur noch die aktuell angebotenen Tees verkaufen und nachher keine neue Tee-Ware mehr anbieten. Falls ihr euch also noch was davon sichern wollt, dann würde ich nicht zu lange warten. :)
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